Dienstag, 5. März 2013

ABIS Expedition 1995: Herman Bürk Reisebericht

Herman Bürk: Eine Reise durch den Sahel

Nach 20-jährigem intensiven Befassen mit Azawakhs durch deren Zucht und Haltung ging heuer im Februar (1995) ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung, eine Expedition in einen Teil des Ursprungsgebietes im "mittleren Nigerbecken", nach Burkina Faso in Westafrika.

Organisiert wurde diese Reise von der Association Burkinabé Idi du Sahel (A.B.I.S.). Zehn Personen aus Deutschland und Österreich nahmen an dieser Reise teil, die uns, innerhalb von knapp drei Wochen, von der Hauptstadt Ouagadougou über Kaya, Dori, Gorom-Gorom und Markoy in den Norden des Landes nach Tin Akouf führte. Von dort, an der Grenze zu Mali, gingen die Erkundigungen nach Osten bis Intangoum an die Grenze des Staates Niger, nach Westen bis in das Gebiet von Fadar-Fadar. Das gesamte durchreiste Gebiet ist der Buschsavanne und Halbwüste zuzuordnen. Die Bevölkerung, die sich ethnisch im wesentlichen aus Tuareg, Bella (ehem. Vasallen bzw. Sklaven der Tuareg), und Peul (Fulbe) zusammensetzt, bewohnt in den genannten Orten üblicherweise Lehmbauten, im Norden, dem hauptsächlichen Beobachtungsgebiet, leben die seßhaften oder halbseßhaften Bewohner vornehmlich in Leder- und Mattenzelten aus Hirsestroh, die zum Teil auch von den Haus- und Nutztieren mitbewohnt werden. Auf dieser Reise habe ich enorm viele Eindrücke gewonnen, so daß der Hauptgrund der Reise, die Erkundung der Azawakhs, am Ende nur einen Teil der mitgebrachten Erinnerungen darstellt.

Wir haben ca. 150 bis 200 "Idis", wie dort die von uns als "Azawakhs" bezeichneten Windhunde genannt werden, angetroffen. Der Begriff Idi bedeutet im Landessprachgebrauch einfach Hund. Da es aber im gesamten bereisten Gebiet, außer Ouagadougou (ca. 700 000 Einwohner, auch viele Europäer), überhaupt keinen anderen Hundetyp, geschweige Hunderasse gibt, versteht man darunter immer den Windhund der Sahelzone. Alle angetroffenen Hunde waren einheitlichen Typs, wobei natürlich die einzelnen Merkmale unterschiedlich ausgeprägt waren. Die angetroffenen Farben zeigen, daß hier keine Selektion diesbezüglich stattfindet, und dies, obwohl nur ganz wenige Welpen pro Wurf aufgezogen werden. Hier sucht man sich einen oder zwei Welpen aus, meist Rüden, während der Rest des Wurfes in die Sonne gelegt wird, um dort zu verenden. Würden gewisse Farben bzw. Zeichnungen bevorzugt, wäre es aus den geschilderten Gründen ein leichtes, hier zu selektieren. Dies gilt ebenso für alle anderen Merkmale. 

Natürlich variieren die Ausprägungsgrade der Merkmale in einer Weise, die nach tierzüchterischen Maßstäben den Begriff "Hochzucht" nicht zuläßt. Zusammen mit sehr hochwertigen Hunden der Population treten auch Hunde von weniger guter Qualität (nach europäischem Maßstab) nebeneinander, oft in der gleichen Familie, auf. Dies wird durch den Zufall der Merkmalsverteilungen bei der sehr willkürlichen Verpaarung bewirkt. Die Tierzucht kennt hier den Ausdruck "Landrasse", die dahingehend definiert ist, daß Populationen, die in sich geschlossen sind (Isolattyp) und bei denen keine außenstehenden, fremden Individuen in das Erbgut eindringen, mit der Zeit - meist über Jahrhunderte - einen Typ herausbilden, der gleiche Anatomie, Leistungen usw. zeigt. In diesem Fall wird ohne züchterisch planende Verpaarung vermehrt. Dies trifft bei der vorgefundenen Population der Azawakhs in hohem Maße zu. Alle anderen Nutztierrassen dieser Region, vermutlich der ge-samten Sahelzone, die ich auf dieser Reise angetroffen habe, zeigten den gleichen Zuchtstand. Ob Kamele, Esel, Zebus, Ziegen, Schafe, Perlhühner oder Hühner, überall findet sich das gleiche Schema der Landrassen. Bei diesen Nutztieren erfolgt, wenn überhaupt, Selektion nach maximal einem oder zwei Merkmalen. Dies ist sehr deutlich an den jeweils unterschiedlichen Haar- bzw. Federfarben ersichtlich. Der Selektionsdruck orientiert sich, wie übrigens bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts in Europa auch, ausschließlich an den Nutzmerkmalen (Fleisch, Milch usw.). Beim ldi oder Azawakh waren dies sicherlich die Jagdleistung, also Geschwindigkeit, Ausdauer und jagdliches Geschick, die zu den wichtigsten Eigenschaften zählten und daher auch züchterisch wichtig erschienen. 

Dies hat sich aber in der letzten Zeit geändert. Während der fast dreiwöchigen Expedition wurde vom Verfasser außer einem jungen gefangenen Schakal und mehreren Erdhörnchen, die in Höhlen verschwanden, kein jagdbares Wild gesichtet. Zudem soll seit sechs Jahren ein allgemeines Jagdverbot existieren, was die in fast jedem Ort stationierten Militärs berechtigt, streunende Hunde unter diesem Vorwand sowie unter dem Verdacht der Tollwut abzuschießen. Auch kulinarische Gründe sollen bei den Militärs eine wichtige Rolle spielen. Demzufolge gibt es heute so gut wie keinen Selektionsdruck mehr in Bezug auf die jagdlichen Eigenschaften von Azawakhs. Natürlich erhält man auf die Frage: "Wo ist Dein Idi ?" als Antwort "Beim Jagen". Meiner Meinung nach trifft aber der Ausdruck "Streunen" besser zu. 

Bei der halbseßhaften Bevölkerung und den Nomaden leben die Hunde, fast ausschließlich Rüden, einzeln oder zu zweit, im oder am Zelt. Die Hunde werden völlig frei, also ohne jegliche Bewegungs- oder Freiheitseinschränkung gehalten. Und dies neben vielen anderen freilaufenden Nutztieren wie Hühnern, Schafen, Ziegen usw. im völligen Burgfrieden. Erst bei größeren Lagern, wo mehr als vier, fünf Azawakhs gehalten werden, befindet sich eine Hündin darunter, die dann auch regelmäßig einen Wurf bringt. Man kann sich vorstellen, daß es überhaupt keine Möglichkeit gibt, hitzige Hündinnen von den Rüden fernzuhalten. Bei den nicht verschließbaren Zelten, ohne Halsbänder und Leinen - wenn vorhanden, nur Lederriemen zur Zierde - ist eine Trennung von Rüden und Hündin schlichtweg unmöglich. Auf die Frage nach dem Vater eines gefallenen Wurfes bekommt man häufig einen bestimmten Rüden gezeigt bzw. genannt. In Wirklichkeit aber dürften meist mehrere Rüden gedeckt haben, so daß die Vaterschaft so gut wie nie nachvollziehbar ist. Es sollen früher zwar Trächtigkeiten mit Vaginalklammern unterbunden worden sein, was aber heute offenbar nicht mehr vorkommt. Die Zuchtwahl ist also mehr oder weniger dem Zufall überlassen bzw. die sich gerade in der nächsten Umgebung befindlichen Rüden kommen ohne Auswahl oder Zuchtziel zum Zuchteinsatz. 

Die Hündinnen graben sich zum Schutz gegen die Sonne meist unter einem Dornenstrauch oder Akazienbaum eine 50 - 100 cm tiefe, nach oben offene Höhle in den Sand in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Zelten der Besitzer. Dort werden die Welpen ohne Hilfe zur Welt gebracht. In den ersten Tagen erfolgt die Auswahl der zu belassenden Welpen, wie bereits gesagt meist ein oder zwei Rüden. Auswahlkriterium soll bei den Bella (Sklaven, Vasallen) die Erstgeburt sein, während sich die Tuareg angeblich nach der Kräftigkeit, insbesondere des Brustkorbes und der Vordergliedmaßen, richten, soweit dies in den ersten Tagen überhaupt möglich ist. Solche Aussagen müssen sehr relativ gewertet werden, wie später noch erläutert wird. 

Die ausgewählten Welpen bekommen als Kennzeichnung einen dünnen Lederriemen um den Hals gebunden, der Rest des Wurfes wird zum Austrocknen und Verenden in die Sonne gelegt. Nach traditionellen Vorstellungen darf kein Tier ohne besonderen Grund getötet werden, dies besorgt dann eben die Sonne, übrigens auch bei jungen Schafen und Ziegen, deren Mütter zu wenig Milch geben oder die aus anderen Gründen schwächlich sind und nicht alleine überleben können. 

Ein Gespräch mit einem Züchter von Idis, der ca. 4 Rüden und eine Hündin mit einem Wurf von 6 Welpen besaß, verdeutlicht die derzeitige Zuchtsituation treffend. Dieser Züchter, der seit angeblich 19 Jahren sich der Zucht widmet und dies von seinem Vater übernahm, konnte im ersten Moment nichts mit der Frage nach einem Zuchtziel bzw. Merkmalsdefinitionen anfangen. Erst ein Umschreiben der Frage (oft gingen solche Gespräche über bis zu 4 Sprachen-Tamaschek-Dioula-Französisch-Deutsch, in diesem Fall aber nur französisch-deutsch) konnte eine Antwort hervorbringen. Der Züchter bezog sich auf seinen 10 Monate alten Rüden und meinte, so sollte ein Azawakh aussehen, er hatte keine definierten Kriterien zur Beschreibung eines idealen Azawakhs. Dieser Rüde war zwar Einhoder, insgesamt etwas leptosom aufgebaut, mit engem Gangwerk, aber durchaus ein solider Azawakh. Auf die Frage nach der Einschätzung der Wichtigkeit einzelner anatomischer Merkmale nannte der Züchter den Fang, die Ohren und der Hals. Die Frage, wie nun diese drei Körperteile aussehen sollten, konnte er nicht mehr beantworten. Ich schließe aus diesem Gespräch und auch aus vielen anderen Beobachtungen, daß keine wirklichen Vorstellungen vorhanden sind, die ein Zuchtziel und vielleicht ein Ideal definieren; die Population stellt eine Landrasse im wahrsten Sinne dar. Vermutlich war es auch nie anders, mit Ausnahme der bereits erwähnten und wahrscheinlich praktizierten Selektion nach dem Jagdgebrauch und der daraus resultierenden Zuchtvorstellungen nach diesem einen Merkmal. 

In diesem Zusammenhang möchte ich auch die Problematik von Mitteilungen anhand einer Begebenheit kurz beleuchten: Im Lager Intangoum begegneten wir einer sehr alten Frau. Auf die Frage an den "Dorfältesten", wie alt diese Greisin sei, antwortete er spontan: 80 Jahre. Ca. 15 Minuten später wurde die gleiche Frage von einem anderen Reiseteilnehmer gestellt, wiederum antwortete er spontan, aber diesmal: 64 Jahre. Die unterschiedlichen Antworten können viele Gründe haben, evtl. man-gelndes Zahlenverständnis, wobei man den Analphabetismus voraussetzen muß, oder das Überspielen des Nichtwissens aus Höflichkeit gegenüber dem fremden Gast. Ganz allgemein kann gesagt werden, daß Aussagen nur äußerst vorsichtig interpretiert werden dürfen. Vermutlich kommt es auch auf die Formulierung der Frage an; vielleicht sind die Antworten auch auf die Erwartungshaltung des Fragenden abgestimmt. 

Die körperliche Verfassung der angetroffenen Hunde war, was den Ernährungszustand betrifft, sehr gut. Die Hunde waren durchschnittlich in einem fülligeren Zustand als wir es in Europa gewöhnt sind. Ernährt werden die Hunde wie die Menschen mit Hirse und Produkten von Kamel-, Ziegen- oder Schafsmilch und, nicht sehr häufig, mit Schlachtabfällen. Ein größeres Problem stellt der gesundheitliche Zustand der Population dar. Eine veterinär-medizinische Versorgung gibt es in diesem Gebiet für Nutztiere überhaupt nicht. Etwa 60-80% der Hundepopulation zeigt sichtbare Demodikose (Räude), verursacht durch die Haarmilbe Demodex canis. Dies zeigt sich an haarlosen Stellen im Bereich des Rückens, der Augen, der Rute usw., die mehr oder weniger von Pusteln und Entzündungen begleitet werden. Man kann davon ausgehen, daß die gesamte Population mit Demodex-Milben behaftet ist. Häufig sind Hunde anzutreffen, die deutliche Koordinationsstörungen im Bewegungsablauf zeigen, meiner Meinung nach wahrscheinlich überstandene Staupeinfektionen. Dies mag auch der Grund sein, daß häufig alle Welpen einer Gegend verenden. Nicht zu übersehen sind auch die grob mechanischen Verletzungen durch die Dornen der Büsche und Sträucher. Häufig waren die Gliedmaßen durchstochen, mit eiterndem und sehr stark geschwollenem Gewebe, diese Hunde waren dann zum Teil gehunfähig bzw. schwer behindert. Wie bei den Menschen waren viele Augenverletzungen, bis hin zur Blindheit, ebenfalls verursacht durch Dornen, anzutreffen. Im Bereich eines Marabuts (geistiger islamischer Führer auch mit weltlichen Vollmachten) wurden drei etwas kränkliche Azawakhs (vermutlich überstandene Staupe) angetroffen, die auf beiden Brustkorbseiten mit Kreuzzeichen (Narben) durch Schlitzen versehen waren. Gefragt nach den Gründen dieser Maßnahmen, beantwortete besagter Marabut, die Hunde hätten Kamelblut (wird in der Brunft abgenommen, um das Temperament zu senken) getrunken, was unweigerlich zum Tode fuhren würde. So mußte ein Schlitzen und anschließende Wundbehandlung mit Kräutern als Heilungsmethode angewandt wurden. Offensichtlich wird im Volksglauben das Trinken von Kamelblut und die Staupeerkrankung in einem Zusammenhang gesehen. Angesprochen darauf, daß an diesem Ort die Schafe und Ziegen jeweils an den Ohren, Zebus am Hinterschenkel, Kamele an der Schulter die gleichen Kreuzzeichen vermutlich als Besitzzeichen tragen, blieb der Marabut bei seiner Version. 

Das Verhalten bzw. das Wesen der Hunde im Ursprungsgebiet erschien mir kaum anders als das der noch sehr jungen Population in Europa. Sehr wenige der Hunde waren auf Anhieb gegenüber Fremden wie uns zugänglich und freundlich. Eine größere Anzahl der von mir beobachteten Hunde verhielt sich nach einem fast gleichen Muster. Kamen wir an ein Lager, so erhoben sich die Hunde meist aus dem Sand, um langsam aber sicher, mehr oder weniger laut bellend und knurrend, sich vom Lager in einen sicheren Abstand von ca. 50 bis 300 m zu begeben. Sie verharrten dort, bis wir das Areal wieder verließen. Bei diesen Situationen verhielten sich, in Gegenwart ihrer Besitzer, die Hunde nie aggressiv in Richtung auf Verteidigung oder Bewachung. Manche Exemplare zogen sich aber auch in die Nomadenzelte zurück. Mehrere Hunde trafen wir auch auf stark besuchten Oasenmärkten an, friedlich liegend neben ihren Besitzern, ohne jegliche Scheu und nicht angebunden. Eine Ausnahme machten natürlich die verletzten und vermutlich durch Staupe geschädigten Hunde; sie verhinderten ein Näherkommen meist mit einem deutlichem Knurren als Warnung, da sie ja der ihnen unangenehmen Situation nicht ausweichen konnten. Im Gegensatz zu ihren europäischen Kollegen haben sie im Ursprungsland aufgrund der Haltungsbedingungen die Möglichkeit, sich einer ungewohnten oder negativ empfundenen Situation durch Ausweichen zu entziehen. 

Der europäischen Population mit Leinenzwang und sehr exakter Raumbegrenzung (Zwinger, Wohnung, Garten) fehlt diese Möglichkeit, was manchmal zu Schwierigkeiten führen kann. Es ist andererseits auch nicht verwunderlich, daß die Hunde im Ursprungsland kein anderes Wesen oder Verhalten zeigen als die Azawakhs in Europa. Hier kommt es darauf an, daß mit gezielter Partnerwahl auf "Wesen" geachtet und die Population, selbstverständlich über viele Generationen, diesbezüglich "europäisiert" wird, um das Verhalten auf unsere Verhältnisse abzustimmen. Dies ist bei anderen orientalischen Hunderassen bereits gelungen. Natürlich haben die äußeren Lebensbedingungen (Umwelt, Umfeld) einen enormen Einfluß auf das Verhalten. 

Das Verhalten der Bewohner des bereisten Gebietes gegenüber ihren Hunden war sehr unterschiedlich. Während in der Hauptstadt äußerst wenig Hunde angetroffen wurden, konnte über das einheimische Begleitpersonal (Schwarzafrikaner aus dem Süden, die üblicherweise keine Beziehung zu Hunden unterhalten) beobachtet werden, daß sie mit Hunden sehr ungeübt in bezug auf Umgang, Anfassen, Füttern, usw. waren. Bei den Haltern und Züchtern der Azawakhs haben die Hunde einen fest vorgegebenen sozialen Platz im Gefüge einer Siedlung. Sie werden zwar sehr frei gehalten, müssen sich aber strikt in die Gemeinschaft einfügen. Die Hunde müssen friedlich mit anderen Tieren leben, dürfen keine Nahrungsmittel vom "Tisch" neh-men, ordnen sich der menschlichen Gemeinschaft sehr wohl unter, sie empfangen von ihren vertrauten Besitzern sehr wohl Befehle, die sie auch ausführen. Bei der Erziehung und der Durchsetzung ihrer Wünsche sind die Besitzer aber auch nicht immer zimperlich, so konnten mehrmals Nomaden beobachtet werden, wie sie ihre Hunde bei der Überschreitung von Tabus züchtigten, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. In unserer Gegenwart konnten die Idis allerdings manches Tabu brechen, da den Eigentümern ja unsere Wertschätzung der Hunde bekannt war. Insgesamt waren die Hunde aber gegenüber ihren Besitzern nicht handscheu oder ausgeprägt unterwürfig. 

Die Qualität der Azawakh-Population war, wie schon angedeutet, sehr unterschiedlich, gemessen an den Vorgaben des in Europa erstellten und geltenden Standards. Alle im Genpool der Population befindlichen Merkmale treten, entsprechend einer Gauß-Verteilung, bei den Individuen der Ursprungsregion auf. Dementsprechend trifft man wenige hochwertige Hunde an, viele sehr typvolle, und natürlich auch Exemplare, deren Erscheinungsbild als sehr mäßig anzusehen ist. Der Typ aber, in welchem Qualitätsbild einer Landrasse auch immer, ist entsprechend in allen Exemplaren vorhanden. Von einer Bastardisierung bei weniger attraktiven Exemplaren kann nicht die Rede sein, ein Potential von rassefremden Hunden ist im besagten Gebiet nicht vorhanden. Allerdings kann ein Gefälle der Qualität vom Norden nach Süden beobachtet werden. Im Norden, an der Grenze zu Mali und Niger, finden sich die nach unseren Maßstäben eleganteren und qualitätvolleren Hunde. 

Natürlich stellt sich an dieser Stelle die Frage nach eventuellen Importen nach Europa. Alle Merkmale, die zum Aufbau einer Hochzucht in Europa vonnöten sind, sind in der Ursprungspopulation in großer Anzahl vorhanden. Somit könnte der sehr beschränkten, kleinen Population in Europa sehr wohl genetisches Material zur Blutauffrischung in größerer Menge zugeführt werden. Eine Schwierigkeit, die aber durchaus überwunden werden kann, ist die Tatsache, daß erwachsene hervorragende Exemplare aufgrund der Prägung im Ursprungsgebiet (absolute Freiheit, völlig andere Lebensumstände) nicht mehr artgerecht in Europa gehalten werden können. Somit ist man auf das Importieren von Welpen in jedem Stadium (ab ca. 8 Tagen) bis Junghunden von 3-4 Monaten angewiesen, deren Qualität z.T. nur erahnt werden kann. Vor allem bekommt man nur bei Welpen die Mutterhündin (Vater unbekannt) zu Gesicht, während bereits die Junghunde fast immer ohne Mutterhündin angetroffen werden. Meiner Meinung nach sind Importe auf jeden Fall sinnvoll, auch auf die Gefahr hin, daß später nur ein Teil der Importe zur Zucht zu verwenden sind. Von ca. 20 unter diesen Bedingungen erfolgten Importen der letzen Jahre haben immerhin bereits neun (!!!) Hunde Anwartschaften auf Championtitel bei europäischen Ausstellungen nach dem FCI-Standard errungen, fünf Hunde sind nationale Champions. 

Alles in allem war es eine zwar anstrengende, aber sehr informative Reise ins Ursprungsland der Rasse, die mir persönlich sehr viel Wissen und auch Klarheit über Haltungsbedingungen und Zucht in diesem Gebiet verschaffte.

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